Kirche St. Antonius
Luegallee 61
40545 Düsseldorf
Kirche St. Antonius | Oberkassel:Gedenkkonzert zur Pogromnacht

PROGRAMM
Torsten Laux (*1965):
SEPHARDISCHE HIMMELGESÄNGE
12 interreligiöse Gebete für den Frieden
1 Sephardische Introduction
2 Psalm 137 „An den Stromarmen Babylons“
3 Psalm 84 „Wie lieblich sind deine Wohnungen“
4 „Oh Herr, erbarme dich“
5 Psalm 1 „O Glück“
6 Heiliges Halleluja
7 Psalm 100 „Jauchzet!“
8 Psalm 23 "Er ist mein Hirt"
9 Vater unser
10 „Schalom chaverim“ – „Verleih uns Frieden“
11 Aaronitischer Segen – Da pacem
12 Himmlisches Halleluja
Pia Leimann, Mezzosporan
Torsten Laux, Orgel
VORWORT
Torsten Laux (*1965) hat seine musikalischen Assoziationen zur sephardischen Musik mit Anklängen an den christlichen Gottesdienst seit Januar 2023 bis zur Aufführung komponiert und immer weiter verbessert.
Es geht um die in ihren Ursprüngen nicht notierte und dadurch möglicherweise größtenteils verlorene Musik der als Sepharden bezeichneten Nachfahren von tief religiösen Juden, die nach einer über Jahrhunderte währenden Phase des kulturellen Zusammenlebens mit der islamischen, dann katholischen Mehrheitsbevölkerung der Iberischen Halbinsel Ende des 15. Jahrhunderts aus Spanien und Portugal vertrieben wurden und sich daraufhin im gesamten Mittelmeerraum niederließen.
Es handelt sich also um aktuelle Stücke des frühen 21. Jahrhunderts, das fast 3.000 Jahre alte religiöse Texte mit moderner Musik verbindet. Dabei werden die tröstenden, ermutigenden Botschaften dieser uralten Gebete musikalisch hervorgehoben.
Den dabei verwendeten Stil könnte man „Neo-Impressionismus“ nennen.
Aber was bedeutet das?
Die Impressionisten gaben sich nach dem ambitionierten Aktionismus der Spätromantik mühelosen Traumwelten, gemütlichem Behagen, zielloser Zerstreuung und passiver Betrachtung hin.
Die Avantgarde des 20. Jahrhunderts dagegen wollte sich durch Provokation, Innovation, Selbstreflexivität und die Überschreitung von Grenzen auszeichnen.
Theodor W. Adorno, Musikästhet der 1960'er Jahre lehnte in dieser Epoche musikalische Bezüge zur vergangenen Romantik als Kitsch ab.
Musik wurde immer absoluter, komplexer, kakophonischer, immer weniger verständlich und verschloss sich zunehmend in einen bezugslosen Elfenbeinturm.
Nun aber löst die weitere Entwicklung im noch jungen 21. Jahrhundert den im 20. Jahrhundert ad absurdum geführten Selbstzweck des Fortschritts auf und führt dadurch zu neuen Freiheiten.
Nach der Jahrtausendwende erleben wir jetzt eine Zeitenwende in der Musikgeschichte.
Es ist wieder erlaubt, schöne Musik zu komponieren, die mit wenig Aufwand effektiv zur Aufführung gebracht werden kann. Eigene Ideen, Überraschungen, Dissonanzen und Provokationen können als Ausdrucksmittel integriert werden. Musik kann wieder eine Botschaft transportieren. Musik darf einen Text interpretierend zum Ausdruck bringen und intuitiv zugänglich machen. Natürliche, allgemein verständliche, von der lebendigen Schönheit der Natur inspirierte Elemente haben Vorrang vor verstörenden Anklängen an Irritationen der industrialisierten Realitäten der gegenwärtigen Welt.
Ich orientiere mich dabei immer wieder gerne an den zeitlosen Ideen des Impressionismus und des Jugendstils, den man in Barcelona Katalanischen Modernismus nennt, immer noch aktuell in der immerwährenden Errichtung der berühmten Basilika Sagrada Familia.
Torsten Laux